gut achten - 26. möwe Fachtagung Wien
Kindeswohl und Gefährdungseinschätzung im Kontext Psychologie und Gericht
Wenn es darum geht, sich der Einschätzung von Kindeswohl und dessen Gefährdungen anzunähern, spielen im Netzwerk des Kinderschutzes meist auch Berufsgruppen aus Justiz und Psychologie eine Rolle. Was sie jeweils und auch miteinander leisten können, wo die Herausforderungen sind und Grenzen liegen und wie es gelingen kann, trotz der Turbulenzen im Außen den Fokus beim Kind zu halten, ist Thema unserer heurigen Fachtagung.
In Vorträgen und Workshops mit erfahrenen Fachpersonen werden die verschiedenen Aspekte von Kinderschutz aus psychologischer Sicht in den Rahmen unseres Rechtssystems gesetzt und die Aufgaben, Abläufe und Unterstützungsmöglichkeiten für die betroffenen Kinder aufgezeigt und diskutiert.
Programm
9.00 Uhr Begrüßung
Mag.a Hedwig Wölfl, die möwe Geschäftsführung und fachliche Leitung
Mag.a Johanna Zimmerl, Leiterin die möwe Wien
9:15 Kindeswohl und Begutachtung im strafrechtlichen Kontext von Opferzeugen (Vortrag hybrid)
Neben der rechtsrelevanten Sichtweise ist aus systemrelevanter Perspektive die psychologische Begutachtung als ein Beweismittel in einem Strafverfahren und die damit verbundene Rolle der Opferzeugen fokussiert.
Ass.-Prof.in Mag.a Dr.in Sabine Völkl-Kernstock
10:15 Die elterliche Erziehungsfähigkeit im gutachterlichen Kontext (Vortrag hybrid)
Die Frage nach der Erziehungsfähigkeit einer Bindungsperson nimmt bei der Beantwortung pflegschaftsgerichtlicher Fragestellungen eine zentrale Rolle ein. Was ist unter Erziehungsfähigkeit zu verstehen? Wann gilt eine Bindungsperson als erziehungsfähig und welche Umstände im Zusammenhang mit Erziehungsfähigkeit können eine Gefährdung für ein Kind darstellen?
Mag.a Barbara Kleedorfer
11:00 Pause
11:30 Richterliche Verfahrensgestaltung in Obsorge- und Kontaktrechtsverfahren (Vortrag hybrid)
Wann braucht eine Richterin/ein Richter ein Gutachten?
Für die Verfahrensführung bestehen (wenige) gesetzliche Vorgaben im Verfahrensrecht und weitgehend freie Verfahrensgestaltung. Im Vortrag werden mögliche Vorgangsweisen im Verfahren, Gründe und Konsequenzen beleuchtet, (verfahrensrechtliche und inhaltlliche) Erfordernisse für die Einholung von Gutachten oder fachlichen Stellungnahmen der Familiengerichtshilfe erläutert sowie die Fragen „Wofür und wann hilft ein Gutachten?“ und „Wer entscheidet den Obsorgestreit - der/die Gutachter*in oder das Gericht?“ diskutiert.
Mag.a Christine Miklau
12:30 Mittagspause
14:00 Workshops
16:30 Ende
Workshops:
WS1 Instrumente, Möglichkeiten und Grenzen klinisch-psychologischer Diagnostik im Kinderschutz
Der Auftrag von klinisch-psychologischer Diagnostik als Maßnahme zur Gefährdungsabklärung hat das Ziel von validen Ergebnissen und Aussagen mit Hilfe von Beobachtung, Gesprächen und psycho-
logischen Testverfahren auf einer wissenschaftlichen Grundlage. In diesem Workshop sollen komplexe Fragestellungen im Kinderschutz und deren Lösung mit Hilfe von Praxisbeispielen aufgezeigt werden.
Mag.a Bettina Petershofer-Rieder
WS 2 Umgang mit hochstrittigen Eltern
In hoch strittigen Elternkonflikten um Kontakt und Obsorge stellt sich die Frage nach dem Kindeswohl bzw. dessen Gefährdung, doch diese Grenze ist gerade auch hier schwer zu ziehen. Wer kann mit welchen Strategien in diesen komplexen Systemen auf das Kindeswohl achten?
Drin Adele Lassenberger, Maga Gabriele Walisch
WS 3 Gesprächsführung im Umgang mit gewaltbetroffenen Kindern und Jugendlichen
Insbesondere die Gesprächsführung bei ungeplanten Gesprächen mit von (sexuellem) Missbrauch betroffenen Kindern und Jugendlichen stellt Pädagog*innen und andere Helfer*innen vor große
Herausforderungen. In dem Workshop werden deshalb Gesprächsführungsstrategien bei (Verdacht auf) sexuellen Missbrauch gemeinsam erarbeitet und die Handlungssicherheit im Umgang mit gewaltbetroffenen Kindern und Jugendlichen gefördert.
Florian Prommegger, MA MSc
WS 4 Kann Strafrecht Kinderschutz?
Im Workshop werden die Fragen behandelt, inwieweit das Strafrecht die psychische, körperliche und sexuelle Integrität von Kindern theoretisch schützt sowie, ob und welche Lücken hier gegeben sind. Dabei werden neben der dogmatischen Frage, für welche Sachverhaltskomplexe kein ausreichender strafrechtlicher Schutz gegeben ist, auch praktische Umsetzungshindernisse – wie insbesondere die Beweisproblematik – diskutiert.
RA.in Drin Yara Hofbauer
WS 5 Kinder bei Gericht - Prozessbegleitung
In diesem Workshop beschäftigen wir uns mit der Situation von Kindern, die auf die eine oder andere Weise in Gerichtsverfahren verwickelt sind. Im Spannungsfeld zwischen den Anforderungen eines Gerichts und den Bedürfnissen von Kindern wurden verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten geschaffen, die mit einem Fokus auf das Instrument der Prozessbegleitung praxisnah vorgestellt werden. Welche Belastungsfaktoren können dadurch reduziert werden? Wo stoßen Unterstützungsbemühungen an ihre Grenzen? In der gemeinsamen Auseinandersetzung mit solchen Fragen wollen wir dazu einladen, die Welt der Gerichte aus der Kinderperspektive zu betrachten.
Reinhard Kriesche, BA und Maga Linda Wimmer
Referenten*innen und Workshopleiter*innen
RA.in Drin Yara Hofbauer, Selbstständige Rechtsanwältin und Trainerin im Bereich Diskriminierungsschutz in Arbeit und Bildung
Mag.a Barbara Kleedorfer, Klinische Psychologin seit 2000 in freier Praxis in Wien, Gesundheitspsychologin, allgemein beeidete & gerichtlich zertifizierte Sachverständige für Kinder-, Jugend- und Familienpsychologie sowie eingetragene Mediatorin nach dem ZivMediatG. Schwerpunkt in der diagnostischen und therapeutischen Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und deren Familien, seit 2010 familienpsychologische Sachverständige in gerichtlichem Auftrag, Durchführung von Scheidungsmediationen und Elternberatungen nach §95 und §107 durch und Lehre an der SFU an den Standorten in Linz und Wien, der WIKIP und der ÖAP
Reinhard Kriesche, BA, Sozialarbeiter, Lebens- und Sozialberater, Prozessbegleiter, Stv. Leiter Kinderschutzzentrum die möwe Wien
Dr.in Adele Lassenberger, Klinische Psychologin, Kinderschutzexpertin; 2008-2021 Leiterin des Kinderschutzzentrums DELFI Wolfsberg und 2011-2021 Vorsitzende des Bundesverbandes der österreichischen Kinderschutzzentren; derzeit in freier Praxis tätig.
Mag.a Christine Miklau, Familienrichterin am Bezirksgericht Meidling seit 2013 und Vorstandsmitglied der Fachgruppe Familienrecht der Richtervereinigung Wien seit 2016 Referentin im Justizministerium von 2003 bis 2013, vor allem in den Abteilungen für internationales Familienrecht und internationales Zivil- und Zivilprozessrecht.
Maga Bettina Petershofer-Rieder, Klinische und Gesundheitspsychologin, langjährige Mitarbeiterin der möwe Wien
Florian Prommegger, MA MSc, Klinischer Psychologe und Gesundheitspsychologe, langjähriger Mitarbeiter der möwe Kinderschutzzentren
Ass-Prof. Univ. Doz. Mag.a Drin Sabine Völkl-Kernstock, Klinische- und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin und gerichtlich zertifizierte Sachverständige, tätig an der der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Medizinische Universität Wien sowie am Ludwig Boltzmann Institute Digital Health and Patient Safety
Mag.a Linda Wimmer, Klinische und Gesundheitspsychologin, Prozessbegleiterin, langjährige Mitarbeiterin der möwe Wien
Die Tagung "gut achten - 26. möwe Fachtagung Wien" ist vom Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) als Fort- und Weiterbildungsveranstaltung gemäß § 33 Psychologengesetz 2013 mit 7 Einheiten anerkannt.
Ort der Veranstaltung
Hybridveranstaltung
Urania Wien, Uraniastraße 1, 1010 Wien
und online
die möwe
Kinderschutzzentrum Wien
01 532 15 15
tagung@die-moewe.at
Die Tagung ist vom (BÖP) als Fort- und Weiterbildungsveranstaltung gemäß § 33 Psychologeng. mit 7 Fortbildungseinheiten anerkannt.